Im neuesten Theaterstück des britischen Dramatikers Martin Crimp präsentieren sich dem Zuschauer drei stilistisch äußerst verschiedene Szenarien. Zunächst wird die Geschichte einer weihnachtlichen Familienzusammenkunft mit all ihren Streitigkeiten gezeigt. Jeder verachtet hier jeden. Opa möchte eigentlich nur noch ins All fliehen und die komplette Loslösung der Familie erscheint als Glücksversprechen. Im zweiten Teil des Abends lösen sich Rollen sowie Familienstrukturen auf. Jeder ist sich selbst der Nächste und proklamiert in Monologen seine Vorstellungen von Individualität und Selbstbestimmung. Der persönliche Weg ins Glück stellt sich als Kampf mit sich selbst und gegen jede private Schwäche dar. Es gibt für alles Optimierungsstrategien, die nur oft genug wiederholt werden müssen. Bis das Ego durchtrainiert und die Biografie gestählt ist.Und was bleibt, wenn all die Optimierungen durchlaufen, alle Freiheiten erkämpft und die Abnabelung von der eigenen Sippschaft geglückt sind, erlebt der Zuschauer im letzten Teil. Martin Crimp beschreibt einen klammheimlichen Weg in den Terror, eine moderne Französische Revolution und ihre Folgen. Eine »danteske Reise aus der Familienhölle (...) in einen kalten Himmel«, lobte die Süddeutsche Zeitung und beurteilte die Londoner Uraufführung als »eine der besten Produktionen des Londoner Theaterjahres (...)«.
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